GESCHICHTE DER GERBEREI IN NEUMARKT AM WALLERSEE
Die Stadtgemeinde Neumarkt am Wallersee kann auf eine lange Tradition der Gerberei und des Leder verarbeitenden Handwerks zurückblicken.
So notiert Jakob Vogel im Neumarkter Heimatbuch, dass von 1618 bis 1875 dreizehn
Weißgerber in Neumarkt tätig waren. Heute zeugt nur noch das Ledererhaus unter der
Kirchleitn von dieser langen Tradition. Einige verfallene Färberbecken am
Statzenbach erinnern an die in direkter Nachbarschaft zu den Gerbereien tätigen
Färber (nachweisbar von 1607-1839).
Zu den Gerbern und Färbern am Statzenbach und in der Kirchleitn gesellten sich auch
zwei Lederwerkstätten, deren Betrieb erst um die Wende ins 20. Jahrhundert schloss.
Auch Sattler, Täschner und Riemer übten von 1606 bis 1841 ihr Handwerk in Neumarkt
aus. Ein Handschuhmacher-Betrieb, in dem später auch Lederhosen erzeugt wurden, war
bis 1925 in einem Haus direkt an der Hauptstrasse untergebracht.
DIE LEDERSAMMLUNG IM MUSEUM IN DER FRONFESTE
Die fast 400jährige Tradition, die das Gerberhandwerk in der Gemeinde Neumarkt hat,
ist Grund genug im Museum der Gemeinde ein beinahe vergessenes Gewerbe wieder
erleb- und spürbar werden zu lassen.
Neben Exponaten aus der Umgebung bilden Gerätschaften der Sämischgerberei und
Säcklerei der Salzburger Familie Jahn-Markl den Hauptteil der Lederabteilung im
Museum Fronfeste. Der Gerbereibetrieb der Salzburger Traditionsfirma musste im
Herbst 1998 aus finanziellen Gründen aufgelassen werden. Während Säcklerei und
Verkaufsgeschäft bis heute weitergeführt werden, erhielt das Museum Fronfeste
wertvolle Objekte aus der Gerber- und Färberei im Nonntal als Dauerleihgabe. Dazu
kamen Kostbarkeiten und Kuriositäten aus Leder, die der letzte Besitzer, Erwin
Markl, Zeit seines Lebens sammelte und in einem kleinen Firmenmuseum in der
Goldgasse in Salzburg zur Schau stellte.
Die WEISS- UND SÄMISCHGERBEREI
Das Rohmaterial, aus dem die Weiß- und Sämischgerber ihr Leder erzeugen sind
Wildhäute (Hirsch, Reh, Gämse,...), Kalbshäute, Lamm-, Schaf- und Ziegenfelle sowie
die Häute aller jagdbaren Pelztiere.
Es gilt als sicher, dass die Fettgerbung (Sämischgerbung) schon in der
Jungsteinzeit (6000 v. Chr.) angewendet wurde. Der wichtigste Gerbstoff ist der
Fischtran, der von Walen und Dorschen gewonnen und in einem Oxidationsprozess in
die Haut eingebracht wird.
Wegen ihrer Geschmeidigkeit und Haltbarkeit werden die naturgelben Sämischleder
bevorzugt für die Erzeugung von Lederbekleidung verwendet.
Auch die mineralische Gerbung mit Alaun (Weißgerbung) war früh bekannt. Über
Jahrhunderte wurde zur Gerbung von Pelzfellen Alaunsalz verwendet, weil es einen
schönen, weißen Untergrund ergibt. Mit dem im 19. Jahrhundert entwickelten
Chromalaun konnten die weißgegerbten Felle auch wasserdicht gemacht werden. Seither
erzeugen die Weißgerber auch feines, weiches Glace- und Nappaleder, mit dem der
Bekleidungsindustrie ein weites Betätigungsfeld erschlossen wurde.
GESCHICHTE DER GERBEREI IN TITTMONING
Spätestens seit dem 16. Jahrhundert gab es in Tittmoning drei Rotgerber und zwei
Weißgerber "Gerechtigkeit". Aufgrund des Stadtbrandes im Jahr 1571 besitzt man
keine Hinweise auf eine Gewerbeausübung vor dieser Zeit.
Angesiedelt waren die Betriebe am Ponlachbach, der außerhalb der nördlichen
Stadtmauer vorbei fließt und durch Handwerker intensiv genutzt wurde. Am Oberlauf
war eine Sägemühle angesiedelt, am Unterlauf gab der Bach den Rotgerbern,
Weißgerbern und einem Färber handwerkliche Entfaltungsmöglichkeiten. Ein
Kupferstich von Mathias Merian aus dem Jahr 1644 zeigt, dass auch zwei
Lederstampfen am Ponlachbach betrieben wurden.