Das Museum in der Fronfeste erinnert an die große Tradition Neumarkts als
Umschlagplatz, als Wirtschaftszentrum, als Sitz bedeutender Handels- und
Handwerksbetriebe. Eine Besonderheit stellt zweifellos die Hutmacherei dar. Schon
1621 wurde ein Georg Winkler als "Huetstepper" benannt. In der Ausstellung dürfen
die unterschiedlichsten Hutmodelle anprobiert werden.. Von 1815 bis 1983 wurde das
Hutmachergewerbe von der Familie Auer in Neumarkt ausgeübt.
"Gut behütet"
Eine besondere Tradition weist die Hutmacherei in Neumarkt auf, denn nahezu 400
Jahre lang wurden in Neumarkt Filzhüte aus Schafwolle hergestellt. Schon 1621 ist
ein Georg Winkler als "Huetstepper" genannt. Von 1815 bis 1983 wurde das
Hutmachergewerbe von der Familie Auer in Neumarkt ausgeübt.
Georg Auer, 1785 als Sohn des Huterermeisters Wolfgang Auer in Mattighofen geboren,
ließ sich als Dreißigjähriger in Neumarkt nieder und erwarb die hiesige
Hutmachergerechtsame und die Liegenschaft Hauptstraße 45, das Hutererhaus. Das
Herstellen eines Hutes war eine aufwendige Angelegenheit: Die Rohlinge wurden durch
Filzung verkleinert und dann mit einer Dampfpresse geformt. Nach Anbringung der
Hutschnüre oder - bänder erfolgte schließlich über Dampf die Bürstung. Auer-Hüte
waren mit großer Sorgfalt hergestellt und dadurch auch formgeständig gegenüber
Witterungseinflüssen.
Eine Spezialität war der "Scherbalghut", eine edle Kopfbedeckung für besondere
Festtage, die sogar noch nach dem Zweiten Weltkrieg in Neumarkt angefertigt wurde.
Das Material dafür war das Fell des Maulwurfs, denn dieses Tier hat eine
gleichmäßige schwarze Behaarung, die sehr dicht, kurz, weich und samtig war.
Erfolgreiche Fallensteller bereiteten nicht nur dem Bauern, sonder auch dem
Hutmacher eine Freude, und wenn man ein Maulwurffell beim Huterer ablieferte, bekam
er sogar ein paar Schilling dafür bezahlt.
Die Fassade des Hutgeschäftes Auer (Hauptstr. 45) war mit einer Metallskulptur von
Josef Zenzmaier (geboren 1933 in Kuchl) geschmückt. Der Tennengauer Bildhauer ist
ein Meister der Metallskulptur, er arbeitet hauptsächlich in Bronze. Sein
Lehrmeister war Giacomo Manzu, in dessen Atelier Zenzmaier drei Jahre lang
praktizierte. Von Josef Zenzmaier stammt zum Beispiel die moderne Figur des
heiligen Bischofs Virgil, welche die Eingangshalle des Bildungshauses St. Virgil in
Salzburg - Aigen schmückt. Die Skulptur "Mann und Frau mit schönen Hüten" besitzt
nun das Museum Fronfeste.
In den Fünfzigerjahren wurde der Betrieb von Josef Auer modernisiert, die
Produktionspalette auf Filz- und Walkwarenerzeugung erweitert. In der Zwischenzeit
waren Walkjanker und gewalkte Hausschuhe modern geworden. Damen- und Herrenhüte
waren aber als Bestandteile der alpenländischen Tracht und modischen Garderobe
weiterhin gefragt. Neuseeländische Schafwolle wurde bis zum fertigen Garn
verarbeitet. Zeitweise waren über zwanzig Angestellte und Arbeiterinnen bei der
Firma Auer beschäftigt. Dann musste aber ein sinkendes Ansehen des Hutes beklagt
werden. Die Menschen nahmen in Kauf, dass zwanzig Prozent der körperlichen
Wärmeenergie ohne Hüte verloren gehen. Die Tradition der Hutmacherei in Neumarkt am
Wallersee und des angesehenen Familienunternehmens Auer bleiben auch nach der
Schließung des Betriebes als Besonderheit des Wirtschaftslebens in Erinnerung.
Quelle: F.P. Enzinger, Festschrift zur Stadterhebung, 2000