Das Moor ist eine Landschaft des Ursprungs, voll von Bildern und Erzählungen. Es ist die Welt von der die Märchen, Sagen und Dichtungen erzählen: Michael Weese porträtiert das Wenger Moor am Nordwestufer des Wallersees und setzt es zu den Landschaftsbildern in der Lyrik Georg Trakls in Beziehung.
Drei Jahre lang hat ihn die photographische Spurensuche beschäftigt. Geblieben sind
die Stationen vieler herbstmorgendlicher Streifzüge. In Trakls Lyrik bildet die
Stille des Moores so etwas wie einen ruhigen Gegenpol zu einem bedrohlichen Dasein,
sie vermag den Wanderer zu besänftigen und zu trösten. Andernorts drücken sich in
den finsteren Wassern des Moors Schweigen und Vergehen aus. Der Bezug des Moors auf
die Sphäre menschlichen Leidens zeichnet sich in vielen seiner Verse besonders
deutlich ab. Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Michael Weese fangen die Ambivalenz
der Moorlandschaft zwischen Verklärung und Verfall präzise ein. Wie den sorgfältig
aufgetragenen monochromen Tuschemalereien der fernöstlichen Kunst gelingt es ihnen,
alle Tönungen von Licht und Schatten wiederzugeben. In vielen Bildern scheint sich
die Verwendung des leeren Raumes einer realitätsnahen Landschaftsdarstellung fast
zu entziehen und damit eine Metaphorik zu ermöglichen, die für die Interpretation
einen weiten Spielraum eröffnet. Im Kanon der wenigen bildnerischen Elemente
gebührt manchmal nur der Linie eines Baumes der vornehmste Platz.